Von Burc Hesse

COVID-19 ist auch für die Private Equity Branche und deren Portfoliounternehmen ein Stresstest: Dennoch wird Private Equity nach der Krise stärker zurückkommen als zuvor und eine noch größere Bedeutung am deutschen M&A Markt spielen. Drei Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussen werden:

  1. Private Equity hat sich als verlässlicher Partner für den Mittelstand etabliert und steht als wichtiger Kapitalgeber zur Verfügung

Die ersten Wochen der Corona-Krise haben einmal mehr gezeigt, dass eine Zusammenarbeit mit Private Equity (PE) für mittelständische Unternehmen große Chancen bietet. PE Investoren haben ihre Portfoliounternehmen sehr stark bei der Liquiditätssicherung unterstützt und nach schnellen und flexiblen Lösungen gesucht, um ihnen bestmöglich operativ zu helfen. Dabei konnten sie gerade in der Krise ihr eigenes ökonomisches und operatives Know-how, personelle Unterstützung sowie ihr weit verzweigtes Berater- und Expertennetzwerk bei den Unternehmen gewinnbringend einbringen. Einhergehend mit den Corona-Lockerungen beginnen Investoren den Markt neu zu sondieren und suchen bereits wieder nach attraktiven Investitionsmöglichkeiten. Die Krise bietet auch Chancen – und die Chancen stehen gut. Denn viele Mittelständler suchen aktuell Kapital, um ihre Geschäftsmodelle wieder oder weiter auszubauen, oder aber auch um ihre Unternehmen weiterhin auf die Zukunftsherausforderungen vorzubereiten, etwa bei dem Thema Digitalisierung. Daneben gibt es Unternehmen, die gerade in der Krise verstärkt Randgebiete zur Finanzierung des Hauptgeschäftsfelds abstoßen werden (müssen) – hier werden in vielen Fällen Finanzinvestoren als bereitwillige und solvente Erwerber zur Verfügung stehen.

  1. Private Equity ist weiterhin sehr aktiv und zeigt ein hohes Maß an Flexibilität

Private Equity hat Rekordsummen an Kapital eingesammelt und ist trotz Corona auf der Suche nach Einsatzmöglichkeiten für dieses Kapital. Auch wenn die Anzahl der Transaktionen seit Beginn der Corona-Krise stark eingebrochen ist, wird Private Equity schneller wieder aus den Startlöchern kommen, als dies zu Zeiten der Finanzkrise der Fall war. Zum einen ist die vorhandene Liquidität im Markt und der Anlagedruck ungleich höher als damals, was durch die massiven staatlichen Förder- und Kreditprogramme verstärkt wird. Zum anderen haben eine Reihe von PE Investoren in der Zeit unmittelbar nach der Finanzkrise sehr erfolgreiche Investitionen getätigt, während andere damals solche Opportunitäten verstreichen ließen. Diese Erfahrung und die gestiegene Flexibilität von Finanzinvestoren, unterschiedliche Transaktionsstrukturen eingehen zu können, lässt alsbald wieder hohe Transaktionsaktivität erwarten. Schließlich stehen Debt-Fonds neben den klassischen Banken für die Finanzierung von PE Transaktionen in einem weitaus hören Maß zur Verfügung als in der Finanzkrise.

Bereits vor Corona haben PE Investoren begonnen, ein deutlich flexibleres Investitionsverhalten zu zeigen. Dies gilt sowohl für Eigenkapital- sowie Fremdkapitalinvestitionen als auch bei der Strukturierung von Transaktionen. So wird es beispielsweise deutlich mehr Minderheitsbeteiligungen und gemeinsam mit Familienunternehmen oder strategisch komplementären Unternehmen durchgeführte Co-Investment Transaktionen geben.

Die Unsicherheit über die Auswirkungen der Pandemie auf die mittel- und langfristige Geschäftsentwicklung der Zielunternehmen und damit auf deren Bewertung, wird darüber hinaus Einfluss auf Strukturelemente von Transaktionen haben: Rückbeteiligungen, Earn-Outs, Verkäuferdarlehen sind beispielsweise Möglichkeiten die offenen Fragen nach der richtigen Bewertung zu lösen – Transaktionselemente mit denen Private Equity sehr gut vertraut ist.

  1. Private Equity ist im stärker werdenden Wettbewerb ideal positioniert

Private Equity wird in naher Zukunft nicht mehr so oft wie bisher als Verkäufer in Erscheinung treten, so dass sogenannte Secondary Transaktionen stark abnehmen werden, bis der Markt sich wieder normalisiert und die Portfoliounternehmen sich wieder stabilisiert haben. Darüber hinaus kommen aktuell auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die durch die Corona-Krise sehr in Mitleidenschaft gezogen worden sind, als mögliche Targets zumindest für die nächsten neun bis zwölf Monate nicht ohne weiteres in Betracht. Der Wettbewerb – zwischen PE Investoren untereinander, aber auch zwischen PE und strategischen Erwerbern – um die weiterhin gesunden und zukunftsträchtigen Unternehmen wird dadurch stark zunehmen, was die Bewertungen bei den trotz der Corona Krise begehrten Targets und Sektoren weiter auf hohem Niveau halten wird. Aufgrund der vorgenannten Flexibilität bei den Investitionsmodellen, dem vorhandenen Kapital und der weiterhin bestehenden Möglichkeiten der Fremdfinanzierung sind Private Equity Investoren jedoch auf hier weiterhin in einer guten Position.