Die COVID-19 Krise führt auch zu Veränderungen und Trends im Akquisitionsfinanzierungsmarkt und wirft viele Fragen auf: Welche neuen Möglichkeiten der Akquisitionsfinanzierung werden wir zukünftig häufiger sehen? Gibt es bei den Banken für Übernahmekredite eine neue Zurückhaltung, die einen weiteren Aufschwung für das Direct Lending bedeutet?

Welche Entwicklungen wir im Markt sehen erklärt Finanzierungs-Partner Thomas Weitkamp im Interview.

Banken geben in der Corona-Krise Anteile am Akquisitionsfinanzierungsmarkt an Debt Fonds ab – ist dies ein Trend, der sich fortsetzen wird? Folgt die Stunde der Debt Fonds?

Bei den Banken sehe ich aktuell in der Tat eine Zurückhaltung hinsichtlich neuen Akquisitionsfinanzierungen, die die Marktpositionierung der Debt Fonds weiter stärken wird. Dennoch gehe ich nicht davon aus, dass die Banken den Markt den Debt Fonds überlassen werden. Aber gleichwohl haben wir vor COVID-19 schon gesehen, dass Debt Fonds zunehmend Druck auf den Markt ausgeübt und sich zunehmend einen größeren Markanteil erkämpft haben.

Was erwarten Sie für die Zeit nach der Krise?

Ich rechne damit, dass die Banken auch nach der Krise in Bezug auf Neufinanzeirungen etwas zurückhaltender sind, weil sie weiterhin in erhöhtem Maße mit Portfolioarbeit und KfW- und sonstigen Förderfinanzierungen beschäftigt sein werden. Die Debt Fonds haben hingegen in den letzten Jahren sehr viel Kapital eingesammelt und haben insofern anders als die Banken einen größeren Investitionsdruck. Daher erwarte ich eine Fortsetzung des Trends oder wahrscheinlich sogar eine Verstärkung. Wir sehen bei Finanzierungen teilweise schon jetzt, dass dort, wo KfW- oder sonstige Förderkredite aufgrund der Gesamtumstände (z.B. hoher Leverage) schwierig oder nur unter aufwendigen Auflagen zu bekommen sind, alternativ in den Private Debt Markt geschaut und die Liquiditätssicherung auch außerhalb der Bankenwelt organisiert wird.

Werden sich Finanzierungsformen verändern? Wenn ja, wie werden diese ausgestaltet sein?

Wir haben in der Tat in der jüngeren Vergangenheit bereits gesehen, dass sich die Art der Finanzierungen verändern wird: Finanzierungen werden auch in struktureller Hinsicht optimiert. Bei Debt Fonds Finanzierungen haben wir in der Regel bislang regelmäßig gesehen, dass ein Senior Darlehen zur Verfügung gestellt wurde, zukünftig werden wir sicherlich eine Kombination von Finanzierungsformen sehen, bei denen Debt Fonds auch nachrangige oder Equity ähnliche Instrumente zur Verfügung stellen können. Das wiederum stellt einen Vorteil gegenüber der allgemeinen Bankenfinanzierung dar, da der Eigenkapitalanteil des Finanzinvestors kleiner bleiben kann. Definitiv ist eine Mischung aus verschiedenen Finanzierungsinstrumenten zu erwarten.

Hat dies zudem Auswirkungen auf die Finanzierungsprozesse? Welche Änderungen sind hier zu erwarten?

Wir erwarten, dass die Finanzierungsprozesse deutlich selektiver werden, weil Banken und Debt Fonds die Nachhaltigkeit von Businessplänen zukünftig sehr genau prüfen werden. Darüber hinaus werden die Anforderungen an die Due Dilligence sicherlich steigen. Das erwarte ich auf der Käuferseite genauso wie auf der Finanzierungsseite. Es wird sich bei einigen aktuellen Übernahmekandidaten generell die Frage stellen, ob diese lediglich während der Krise sehr attraktiv sind oder diese Businessmodelle auch nach COVID-19 eine gute Performance abliefern werden.

Auf Banken- und Debt Fonds-Seite gehe ich davon aus, dass Darlehen etwas teurer werden, da u.a. vermutlich der Wettbewerb insgesamt aufgrund der selektiveren Prozess abnehmen wird. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Kreditgeber – dies gilt für Banken ebenso wie für Debt Fonds – voraussichtlich prüfen werden, wie sie Kredite besser kontrollieren und auf Änderungen des Kreditrisikos reagieren können: Nachhaltigkeit spielt, wie gesagt, eine große Rolle.

Ich erwarte zudem, dass die Nettoverschuldung etwas sinken wird. Dieses könnte bei Akquisitionen wiederum den Debt Fonds helfen, die dann auf Gesellschafterebene mit eigenkapitalähnlichen Finanzierungsinstrumenten aushelfen können.

Zum Schluss noch eine Frage zu den KfW Krediten: Es geht durch den Markt, dass KfW geförderte Finanzierungen für Private Equity geschlossen sind. Ist dies der Fall und welche Entwicklungen sehen Sie hier?

Das möchte ich verneinen. Anfangs waren in der Tat die großen Corporate Finanzierungen mehr im Fokus bei KfW-Finanzierungen und der Öffentlichkeit. Die KfW prüft dennoch grundsätzlich auch Leverage-Finanzierungen, geht hierbei allerdings bei der Kreditprüfung sehr genau vor: Wie ist die tatsächliche Verschuldungssituation, gab es Übernahmen im letzten Jahr oder auch Dividendenausschüttungen? Die Entscheidung erfolgt dann sehr selektiv, es gibt in diesen Fällen kein one fits all. Die KfW benötigt nicht immer den Super Senior Rang. Vielmehr ist die Entscheidung der KfW sehr vom Einzelfall und der Struktur der Finanzierungen abhängig.

Es gibt bereits Portfoliounternehmen von Finanzinvestoren, die einen KfW Kredit erhalten haben. Wir sehen hier ganz unterschiedliche Ausgestaltungsformen, beispielsweise KfW Finanzierungen, die in die Konsortialfinanzierungen eingebettet werden sollen oder auch KfW Finanzierungen, die separat neben der Konsortialfinanzierung über Hausbanken zur Verfügung gestellt werden.

Man muss bei der KfW- und sonstigen Förderfinanzierungen auch berücksichtigen, dass auch die Hausbanken ins Kreditrisiko gehen und den Teil, der nicht durch die KfW oder eine sonstige Förderung abgedeckt ist, alleine tragen. Insoweit gehört zu der Prüfung einer solchen Finanzierung auch die detaillierte Kreditprüfung der jeweiligen Hausbank.

Wir haben aktuell viele laufende Transaktionen im Leverage-Bereich. Es bleibt spannend abzuwarten, wie die Entwicklungen in diesem Bereich weiter voranschreitet, wie die KfW hier vorgehen wird und zu welchen Bedingungen sie Darlehen zur Verfügung stellt.